Die Erinnerung eines Polizeibeamten :

 

Sonntag, der 14. Juni 1985 - ein paar Tage vor meinem 22. Geburtstag. Ich war gerade mit der Ausbildung fertig und seit März Wach- und Streifenbeamter auf der Baldewache, dem damaligen Polizeirevier 22 in der Kapuzinerstraße 52.

Es war ein sonniger Nachmittag. Bei angenehmen, fast sommerlichen Temperaturen fuhren mein Kollege Klaus M. und ich Pflichtstreife im Inspektionsbereich. Klaus war bereits zwei Jahre auf dem Revier und galt schon als relativ erfahren, deswegen war er auch der Streifenführer. Da die Einsatzbelastung an dem Tag nicht hoch war, fragte mich Klaus über ein paar markante Örtlichkeiten im Revierbereich aus. Wer weiß zum Beispiel schon, wo sich die frühere Häfner-Alteneck-Straße befunden hat .....

Ich glaube, es war so um 15 Uhr, als uns der Sprecher der Einsatzzentrale ruft: "Isar an Sendling 22/11, fahrens mal zum E-Werk an der Braunauer Eisenbahnbrücke. Dort werdens von den Beschäftigten erwartet. Die zeigen ihnen ein totes Reh im Gebüsch." Wir waren mit unserem uniformierten 5er BMW nicht weit von unserem Einsatzort entfernt und nach kurzer Zeit bogen wir in den Teil der Wittelsbacher Straße ein, der zur Braunauer Eisenbahnbrücke führt. Soweit ich mich heute noch erinnern kann, erwarteten uns schon zwei Beschäftigte vom E-Werk. 

"Da hinten drin im Gebüsch, da liegt was. Ich glaube, es ist ein totes Reh. Ich bin gar nicht näher ran gegangen, weil der Geruch so stark war" - das teilte uns der eine Arbeiter vom E-Werk mit. Und er zeigte dabei auf den Bereich hinter der Fahrzeughalle, unterhalb des Bahndammes. 

Der Klaus und ich kraxelten dann an der ansteigenden Mauer zur Eisenbahnbrücke hoch und überstiegen den Zaun. Klaus ging voraus zum Bahndamm hoch. Von dort gelangten wir runter zur angegebenen Stelle Man musste sich wegen der stark wuchernden Sträucher teilweise bücken und es war sehr unwegsam. Plötzlich blieb Klaus stehen und wir sahen was am Boden liegen. Ich war noch etwa zwei Meter hinter ihm und konnte Gott sei Dank nicht alles erkennen. Klaus sagte zu mir wörtlich: "Komm nicht näher. Das ist kein Reh. Ich glaube, das ist das kleine Mädchen, das die ganze Zeit schon gesucht wird. Die hat auch so Ballerina-äähnliche Schuhe an und die restliche Beschreibung passt auch ......"

Man muss wissen, dass zu dieser Zeit auf allen Münchner Polizeidienststellen der Fahnungsaufruf nach Michaela mit der genauen Beschreibung aushing.

Erst später erkannte ich die Erfahrung meines Streifenführers Klaus. Er wusste natürlich, dass es für die Spurensicherung leichter ist, wenn möglichst wenig am Tatort verändert wird. Und bei einem Tötungsdelikt kann auch die kleinste Spur, die gesichert werden kann, einen Hinweis auf den Täter geben. Darum gingen wir auch auf dem gleichen Weg wieder zurück zum Streifenwagen. Klaus setzte sich bei geöffneter Türe auf den Beifahrersitz, nahm den Funkhörer und verständigte die Einsatzzentrale. "Isar von Sendling 22/11. Ich glaube, wir haben da im Gebüsch die Michaela Eisch gefunden, die, die schon die ganze Zeit vermisst wird. Schicken sie uns bitte den Leichenschauer und den Kriminaldauerdienst"

Ich weiss nicht mehr, wer dann alles im weiteren Verlauf zum Tatort beordert wurde. Jedenfalls waren es einige Kollegen. An den Kriminaldauerdienst und an den Kollegen von der Spurensicherung kann ich mich noch erinnern. Wir zeigten den Kollegen vom Bahndamm aus den Auffindeort von Michaela. Die Spurensicherung am unmittelbaren Tatort dauerte Ewigkeiten, zumindest kam es mir oben auf dem Bahndamm stehend so vor. 

Irgendwann war der Kollege von der Spurensicherung mit seiner Arbeit fertig und kam wieder zum Bahndamm hoch gestiegen. Die im wahrsten Sinn des Wortes "sterblichen Überreste" von Michaela durften nun von der Bestattung geborgen werden. Doch nach schon einer Minute waren die beiden Herrn von der Bestattung schon wieder am Bahndamm oben und holten Atemschutzmasken. Ich bin überzeugt, dass man als Bestatter schon hart gesotten sein sollte und dass die beiden keine "Weicheier" waren. Doch Michaela lag dort schon seit vier Wochen, und die Temperaturen 1985 waren sommerlich. Meine Eltern zeigten mir ein paar Tage später einen Zeitungsbericht zum Auffinden der Michaela. Auf dem Foto war ich zu sehen, wie ich gerade das ausgehängte Zaunfeld für die Bestatter aufhalte und sie Micheala auf einer Bahre heraustragen.

Liebe Trauernde. Jeder von Ihnen hat einen Grund, heute hier anwesend zu sein. Jeder von Ihnen malt sich in seiner Fantasie das damalige Geschehen aus. Ich kann heute leider nicht anwesend sein. Aber ich möchte Ihnen durch das Vorlesen meines kleinen Berichtes helfen, das damalige Geschehen zu verarbeiten. Und seien Sie versichert, beim Schreiben dieser Zeilen wurden meine Augen nicht nur einmal feucht. Manche Einsätze vergißt man eben nie und ist selbst nach so vielen Jahren emotional gefangen. Als dreifacher Vater, davon zweier Mädchen, kamen mir in der Vergangenheit immer wieder Gedanken und Vergleiche zu Michaela hoch. Hoffentlich geschieht meinen eigenen Kindern sowas nicht. 

Ich bin überzeugt, dass der Mörder von Michaela eines Tages bekannt wird. Aktuell läuft eine große Speichel-Aktion, da jetzt DNA-Spurenmaterial gesichert werden konnte. Ich weiss nicht, wie lange es noch dauert und ob der Mörder heute überhaupt noch lebt, aber ich gehe davon aus. Und dann wird ihm der Prozess gemacht. Ich werde wohl für das Gericht nicht als Zeuge wegen der Auffindesituation gebraucht werden. Aber ich weiss, dass ich versuchen werde, an einem der Prozeßtage als Beobachter in den Gerichtssaal zu kommen, um dem Angeklagten persönlich ins Gesicht schauen zu können. 

Ich danke meiner guten Freundin Tine, die auch auf ihre Weise mit Michaela Eisch verbunden ist. 

Dieter H.

 

Diese Traurigen Zeilen der Erinnerung wurden am Gedenkgottesdienst am 21.5.2011

vorgelesen da Herr Dieter H. leider nicht anwesend sein konnte.

Grausiger Fund: Am 14. Juni 1985 entdeckten Dieter Heumann (hier am Zaun) und ein Kollege Michaelas Leiche.

(Quelle vom Bild Bericht 14.6.2013 „Ich werde diesen Einsatz nie vergessen“ Münchner Merkur & OVB Heimatzeitung der Bericht ist bei Aktuelle Zeitungsberichte verlinkt )

SOLLTEST, DU DER TÄTER DIESES TRAUERBUCH SEHEN , DANN FRAGE ICH MICH WIE DU DEIN LEBEN 37 JAHRE GENIESEN KANNST ?? UND WARUM HAST DU DER MICHAELA DAS ANGETAN SIE TAT DIR NICHTS!! ES WIRD ZEIT DAS DU DICH STELLST WIR GEBEN NIE AUF UND BEKOMMEN NOCH RAUS WER DU BIST UND DIE SCHLINGE ZIEHT SICH DANK MASSEN DNA TEST EH ZU!!!!